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Kaiserhofball 2019

„Wir möchten in Zukunft Südtirols Charakter mehr schützen.“

Am 15. November findet der Maturaball der 5. Klassen der Landeshotelfachschule Kaiserhof statt. Im Rahmen unserer Life Initiative haben wir die zukünftigen Gestalter des Südtiroler Tourismus zum Interview geladen. In einem spannenden Gespräch verraten Carolin und Leonie, was sie über den stetig steigenden Notendruck denken. Über Overtourism. Digitalisierung. Und was sie täten, wenn sie für einen Tag das Amt von Tourismus-Landesrat Arnold Schuler übernehmen könnten.

Liebe Carolin, liebe Leonie, ihr seid vor ein paar Wochen in euer letztes Oberschuljahr gestartet. Worauf freut ihr euch am meisten?

Carolin Sieder, Leonie Alber (i. A. Klasse 5A & 5D): In erster Linie natürlich auf unseren Maturaball „Diamond Night – Our time to shine, your time to enjoy!“, der diese Woche – genauer gesagt am 15. November, ab 19 Uhr im Kurhaus Meran – stattfindet, aber auch auf alle anderen bevorstehenden Projekte und Ausflüge.
 

Den Termin eures Maturaballs haben wir dick im Kalender eingetragen. Abgesehen davon, welche Schulprojekte stehen am Programm?

Im Frühjahr stehen unsere Maturaprojekte an. In jeder Klasse werden aus mehreren Kategorien (wie z.B. F&B, Betriebswissenschaften, Ernährung ...) Projekte gebildet, die bis zum Frühjahr ausgearbeitet und anschließend einer Kommission präsentiert werden. Manche auch in Form eines Mini-Events.
 

Klingt nach einer spannenden Zukunft. Werfen wir vorerst aber mal einen Blick zurück auf eure Schulzeit: Welche positiven und weniger positiven Erfahrungen habt ihr im Bildungssystem unseres Landes gesammelt? Was ist euer persönliches Fazit?

Positive Erfahrungen haben wir vor allem dadurch gemacht, dass man gefördert wird, was in anderen Regionen Italiens oft leider weniger häufig geschieht. Weniger Positives sehen wir darin, dass auf den einzelnen Schüler zu wenig eingegangen wird und deshalb große Leistungslücken zwischen den Schülern entstehen. Außerdem sehen wir ein großes Problem im Notendruck, der die Stimmung mancher Schüler des Öfteren sehr drückt.
 

Die hohe Belastung, der Schüler ausgesetzt seien, ist immer wieder Diskussionsthema. Spiegelt dieses Bild der „zunehmend gestressten Schüler“ die Realität an der Schule tatsächlich wider?

Wir finden schon, dass diese Beschreibung auf viele Schüler zutrifft. Dies hängt unserer Meinung nach mit dem ständigen Druck der Noten und der mangelnden Kommunikation zwischen Staat, Politik und Bildungswesen bzw. Schule zusammen, die einem keinen Durchblick ermöglichen. Es kommen andauernd Neuerungen, die so manchen Maturanten mit Sicherheit eine Extraportion Stress bescheren.
 

Zum Notendruck kommen die Herausforderungen der Digitalisierung – im privaten, beruflichen wie schulischen Bereich. Diese beschäftigt nicht nur uns als Internet- und Online-Marketing-Agentur tagtäglich, sie ist auch für euch Schüler ein wichtiges Thema. Wie steht ihr zur Digitalisierung des Klassenzimmers?

Unsere Schule arbeitet derzeit zwar an einer Digitalisierung des Klassenzimmers, wir haben in den Klassenzimmern selbst jedoch einen eher altmodischen Umgang mit technischen Geräten. Unsere Handys werden vor dem Unterricht vorne beim Lehrerpult abgegeben, und am Ende der Stunde darf man das nächste Mal einen kurzen Blick darauf werfen. Eine große Neuerung für den Kaiserhof war heuer das Digitale Register, mit dem wir soweit sehr zufrieden sind.
 

Klasse 5A - Caro Landeshotelfachschule Kaiserhof – Klasse 5A

Im Rahmen eines spannenden Projektes hat sich eure Schule auch intensiv mit dem Thema Social Media beschäftigt. Wie wichtig sind eurer Meinung nach Instagram & Co. für die Vermarktung von Südtirols Hotel- und Gastbetrieben?

Das Schulprojekt, das gemeint ist, war ein Maturaprojekt einer Klasse aus dem vergangenen Schuljahr. Dennoch sind unserer Meinung nach Social Media wichtige Instrumente, um einen Betrieb zu bewerben. Vor allem durch die vielen jungen Reiseblogger und Influencer steigen die Zahlen unserer Gäste in Südtirol an. Wir sehen aber vor allem im Medium Instagram kein langfristiges Überleben, da auch dieser Hype irgendwann vorbei sein und auf ein anderes Medium umprojiziert wird – so wie es bei Facebook der Fall war.


Im Rahmen eurer Ausbildung beschäftigt ihr euch unter anderem auch mit den Themen Betriebswirtschaft und Ernährungskultur. Für uns als nachhaltig wirtschaftendes Familienunternehmen sind das zwei Bereiche, die wir – unserer Unternehmenskultur entsprechend – unmittelbar mit umweltbewusstem Denken und Handeln verbinden. Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für euch? Und welche Rolle spielt sie in eurer Ausbildung?

Umweltbewusstes Handeln und Denken finden wir persönlich sehr wichtig, weshalb die LHF Kaiserhof ein Projekt realisiert hat, das umweltfreundliches und nachhaltiges Arbeiten an der Schule fördert. Weiters ist es derzeit ein Trend, dem sehr viele Gäste folgen. Als angehender Hotelier bzw. Mitarbeiter in der Hotellerie kann man es sich nicht leisten, sich mit dem Thema nicht auseinanderzusetzen.
 

Fixer Bestandteil eurer schulischen Ausbildung sind auch achtwöchige Betriebspraktika in den Bereichen Service, Küche und Rezeption. Gehen wir Bereich für Bereich durch: Wofür hat sich der Bereich Service ein Like verdient? Und was gefällt euch weniger?

Ein Like hat definitiv der persönliche, regelmäßige Kontakt mit den Kunden, die Möglichkeit auf den Gast einzeln eingehen und neue Kulturen kennenlernen zu können verdient. Weniger gut finden wir die Überstunden, die vor allem von Praktikanten im Bereich Service oft verlangt werden, die unterfordernden Aufgaben und die teils sehr tief angelegte Belohnung für die Arbeit, die geleistet wird.


In der Küche?

Sehr gut hat uns hier auf jeden Fall die Möglichkeit zur Erweiterung der Lebensmittelkunde gefallen, eine neue Küche für sich zu entdecken und erforschen zu können und noch verstärkt zu lernen, was es heißt, im Team zu arbeiten. Der Zeitdruck und Stress, alle Gerichte möglichst schnell und in bester Qualität zum Gast zu bringen, hat uns jedoch manchmal einige Nerven gekostet.


Und an der Rezeption?

Eindeutiger Pluspunkt ist hier das Erkennen der Wichtigkeit von Improvisation. Da wir beide sehr spontane Personen sind, war es spannend, so schnell wie möglich eine Antwort auf manchmal scheinbar unlösbare Situationen oder Fragen zu bekommen. An der Rezeption lernt man alle Bereiche des Hotels kennen, da viel über diesen Ort läuft. Dadurch wiederum kann man die eigene Koordination und zwischenmenschliche Kommunikation verbessern. Auch Sprachen sind an diesem Ort im Hotel besonders wichtig, wodurch man erstens die Möglichkeit bekommt, sie zu sprechen (insbesondere französisch) aber auch zu verbessern. Alles wissen zu müssen bzw. sollen ist auch ein klitzekleiner Nachteil, da man es sich in bestimmten Sternekategorien nicht leisten kann, auf etwas nicht antworten zu können, nicht up-to-date zu sein oder ein Detail, das einen Gast betrifft, nicht zu wissen.
 

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Ihr seid 35 Jahre alt und eure Tochter oder euer Sohn wird eingeschult. Wie stellt ihr euch die Schule der Zukunft, die Schule eurer Kinder vor?

Ein Schulsystem, das auf Verständnis basiert und nicht nur auf Noten. Außerdem sollte der Fortschritt bewertet werden und nicht nur die nackte Zahl, die nach dem Errechnen des Durchschnitts herauskommt. Entscheidend ist für uns, ob der Schüler – in dem Fall unser Kind – den Inhalt schlussendlich verstanden hat und wiedergeben kann.
 

Klasse 5A - Leoni Landeshotelfachschule Kaiserhof – Klasse 5D

Wagen wir ein letztes Gedankenexperiment: Ihr übernehmt für einen Tag das Amt von Tourismus-Landesrat Arnold Schuler. Was würdet ihr tun?

Wir würden Klartext reden, d.h. die Bürger genauer über unsere Vorhaben, unsere Entscheidungen informieren und jene auch begründen. Wir möchten Südtirols Charakter in Zukunft mehr schützen, vor allem durch vermeiden des ständigen Bauens von neuen Hotels in unseren schönen Bergen und so auch den Overtourism ein wenig eindämmen, da Orte wie der Prager Wildsee viel zu überfüllt sind.

Kehren wir abschließend aus dieser doch noch fernen in eine etwas nähere Zukunft zurück. Welchen Weg werdet ihr nach bestandener Maturprüfung einschlagen?

Leonie: Ich möchte im Bereich Eventmanagement studieren und Arbeitserfahrung im Ausland sammeln, um möglichst gut auf die Arbeitswelt danach vorbereitet zu sein und irgendwann den elterlichen Betrieb übernehmen zu können.

Carolin: Ich möchte – voraussichtlich in Wien – meinen Horizont erweitern und Arbeitserfahrung im Bereich Verkauf sammeln. Derzeit würde mich ein Studium in Richtung Wirtschaftsrecht interessieren. Um mein Wissen über Wein auszuweiten würde ich, falls es die Zeit zulässt, den Sommelier oder Master of Wine angehen.
 

Was wird euch fehlen?

Mit Sicherheit die Schulfreunde, aber auch die vielen Ferien ;-)
 

Und was werdet ihr garantiert nicht missen?

Die vielen BWL-Stunden, die Schularbeiten und die langen Schultage mit anschließendem Lernen.
 

Liebe Carolin, liebe Leonie, wir bedanken uns für das spannende Gespräch, das ihr stellvertretend für eure Klassenkamerad*innen mit uns geführt habt, und wünschen euch und euren Mitschüler*innen alles Gute für die Zukunft.

Sehr gerne und vielen Dank!

 

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